Ein Drittel aller Frauen im gebärfähigen Alter verhüten mit der Pille. Wissen diese Frauen denn überhaupt, worauf sie sich da eingelassen haben? «Freiheit von der Pille – Eine Unabhängigkeitserklärung» ist ein kurzes, knackiges Buch, in dem die Autorin Sabine Kray aufräumen will mit dem Mythos der vermeintlichen Alternativlosigkeit der Pille.
Als ich 17 Jahre alt war, ging ich zum ersten Mal zum Frauenarzt. Ich hatte keinen Freund, wollte mich trotzdem informieren, was für Verhütungsmethoden für mich in Frage kämen. Die Frauenärztin
riet mir, die Pille zu nehmen. Ich sei jung, rauche nicht, hätte keine Vorerkrankungen in der Familie, es spräche also nichts dagegen, im Gegenteil, sie empfehle mir regelrecht, die Pille zu
nehmen. Da meine Mutter selbst auch Ärztin ist, hatte sie mich im Voraus gebeten, mir nichts verschreiben, sondern mich erstmal beraten zu lassen und es mit ihr nachher abzusprechen. Ausserdem
hatte sie mich vorher schon vor der Pille gewarnt und mir davon abgeraten. Ich war also mit der Einstellung hingegangen, zu sehen, was es sonst noch für Möglichkeiten gab, aber die Antwort war
irgendwie nur «Pille».
Auch daran appelliert die junge Autorin. An eine breitere und vollständigere Aufklärung seitens der Frauenärzte. Die Frauenärztin war so überzeugend, dass ich mich beinahe überzeugen liess und am
liebsten gleich das erste Päckchen mitgenommen hätte. Zu Hause erzählte ich meiner Mutter auch ich wolle die Pille nehmen, da wurde sie ziemlich aufgebracht und rief: «Ich möchte NICHT, dass Du
die Pille nimmst!» Was ist denn so schlimm an der Pille? Ja, ich wusste, dass sie viele Nebenwirkungen haben kann, wie Gewichtszunahme, Depressionen und in vereinzelten Fällen sogar Thrombosen
und Schlaganfälle.
Viele Frauen sind bereit, diese Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen. Die Pille mag auch viele Vorteile haben, wie Verhütung rund um die Uhr – wobei ich mich frage, wie nötig das ist, da man ja nicht
rund um die Uhr Sex hat – aber das sei mal dahingestellt. Da sie den Hormonhaushalt beeinflusst kann sie positiv gegen Akne wirken, wenn man sie dann irgendwann absetzt kommt die Akne allerdings
meist zurück.
Ich habe sehr viel dazugelernt beim Lesen dieses Buches «Freiheit von der Pille» und ich war überrascht, wenn nicht sogar geschockt über gewisse Sachen. Dass sich durch die tägliche Einnahme künstlicher Hormone der Eigengeruch ändert, und sogar die Partnerwahl beeinflusst werden kann, war mir beispielsweise nicht bekannt gewesen.
Sabine Kray hatte mit 15 Jahren die Pille verschrieben bekommen, zur Linderung heftiger Menstruationsbeschwerden und weil sie selbst darauf drängte, wie sie sagt. Als sie dann 17 Jahre später die hormonelle Verhütung absetze, verspürte sie kurz darauf ein völlig verändertes Lebensgefühl. Neben plötzlich auftauchendem sexuellem Verlangen fühlte sie sich selbstbewusster und «in jeder Hinsicht näher an meinen Bedürfnissen, nicht nur was den Sex anging.»
Zu Besuch bei meiner Gotte, einer Hebamme, entdeckte ich im Regal das bunte Cover mit der Farbenexplosion und - einmal angefangen - las ich es in einem Zug durch. Und damit nicht genug: Als ich es fertig hatte, wollte ich der ganzen Welt davon erzählen. Ich konnte nicht glauben, dass so viele Frauen mit der Pille verhüten und die meisten davon wahrscheinlich wenig Ahnung haben, was für Auswirkungen das auf ihr Frau-Sein hat.
«Freiheit von der Pille» ist ein sehr lesenswertes Buch, dass ich nicht nur jungen Frauen ans Herz lege, sondern allen Frauen jeden Alters und eigentlich auch den Männern. Denn wie der Poetry-Slammer Flemming Witt in seinem Text «Lasst uns mal über Verhütung reden!» (https://www.youtube.com/watch?v=stMN3oosQps) an den Mann bringt, ist Verhütung alles andere als reine Frauensache! Viel Spass beim Lesen!
Am 27. März 2020 mussten wir den Anlass mit Catherine Fritsche und Peter Hofmann absagen. Wir planen ihn im nächsten Jahr durchzuführen. Genaueres wird noch bekannt gegeben.
Doch das Thema Pilgern ist auch im Corona Alltag weiterhin präsentiert - in anderer Form!
Catherine Fritsche erzählt davon im folgenden Text - begleitet von einer kleinen Holzflöte.......
Alle, die sich den 27. März 2020 vorgemerkt haben, um die Lesung mit Musik unter dem Motto „Die Seele geht zu Fuss“ zu Gemüte zu führen, haben vielleicht nicht einmal mehr in ihre Agenda oder ins „demnächst“ geschaut. Denn in dieser Zeit kann man schlichtweg keine Veranstaltung mehr verpassen, sondern orientiert sich täglich neu, um den Weg durch die Zeiten mit Corona zu finden.
Auch die Pilgerwege ruhen und warten, sogar die Kathedrale von Santiago, so lese ich, hat ihre Tore geschlossen. Anstatt täglich ungefähr tausend neuankommende Pilger zu empfangen und mit dem immensen Weihrauchfass zu segnen und zu desinfizieren wird dort wohl Frühlingsputz abgehalten.
Eine meiner Geschichten, die ich am besagten Freitagabend gelesen hätte beginnt mit den Worten:
Ich packe den Rucksack und nehme nur das Allernötigste und meine kleine Sopranino mit, die ich vor einigen Jahren von Markus zu Weihnachten geschenkt bekommen habe. Die kleine Kostbarkeit aus Bubingaholz hat geduldig an ihrem Platz bei den Blockflöten gewartet; die silberglänzende Querflöte und das Violoncello hatten immer Vorrang. Nun ist ihre Zeit gekommen und sie darf mit mir auf Reisen gehen. In Le-Puy-en- Velay, der berühmten Pilgerstadt, wird sie sogar ein eigenes Fach in der dort erstandenen Bauchtasche erhalten, jederzeit griffbereit, geschützt vor Hitze, Kälte und Trockenheit.
Vom Bodensee bis an den Atlantik erklingt täglich meine „Frühlingsmelodie“. Sie ist am kürzesten Tag des Vorjahres entstanden und hat ihre Uraufführung am Ostermorgen noch vor der Dämmerung in der dunklen, nur vom Wiederschein des Osterfeuers erhellten Kirche erlebt. Sie wird unterwegs zu einer klingenden Spur: Ich spiele sie in meinen Pausen, beim Pic-Nic, spiele sie zum Dank für Begegnungen, spiele sie an Bächen, und an Seen und im Wald mit den Vögeln. Mit meiner kleinen Melodie bringe ich mich selbst immer wieder neu in diese Welt, sie macht die Glut des Sommers etwas erträglicher. Ganz besonders freue ich mich, dass auch Kinder sie lieben. Meine Melodie bleibt nicht allein, andere entstehen spontan, kommen und gehen, einige bleiben und nisten sich in meinem Herzen ein.
Nun, habe ich auch auf meinem Weg als Musiktherapeutin durch das Kantonsspital wieder nur das Allernötigste dabei und habe meine Bauchtasche umgeschnallt. In ihrem angestammten Fach ist die Sopranino griffbereit und meine Frühlingsmelodie erklingt täglich. Ich widme sie den Patienten oder spiele sie am Feierabend, dankbar dafür, wieder eine Tagesetappe voller Erfahrungen reicher zu sein.
Dort, wo das Viktorinox Sackmesser und mein Löffel ihren Platz hatten, sind nun Kastagnetten. Die Mundharmonika finde ich, wo ich Lippenpomade, Nagelclip und Ohrenstöpsel versorgt hatte. Die Kalimba, eine Rassel, ein Trümpi und eine Okarina sind dort, wo Tagebuch, Pilgerpass und Wegbeschreibung verstaut waren. Anstelle von Identitäts- und Kreditkarte, habe ich Terminkärtchen eingesteckt…
Der Wagen mit den sonst reichhaltigeren Instrumentenangebot ist im Musikraum parkiert, der gerade keine Gruppen oder ambulante Patienten mehr empfangen darf. So habe ich meistens die Gitarre umgeschnallt und gehe zu den Patienten, zu denen ich gerufen werde.
So übe ich mich in Suffizienz und schaue immer wieder in den klaren Frühlingshimmel dieser Tage. Corona verbindet weltweit, wie ich es auf dem Jakobsweg erfahren habe.